Ein Abend in Harlem, New York, in den Roaring 20s: Die Schuhe werden poliert und auf geht’s in die großen Tanzsäle und gemütlichen Jazz-Clubs. Es spielen die berühmten Swingbands auf – Benny Goodman, Ella Fitzgerald, Count Basie. Die Mengen strömen auf die Tanzfläche, eine Frau wird im Swing Out rausgeschleudert, ein Paar tanzt eng, ein Weiterer improvisiert passend zur Musik.
Hundert Jahre später sind die vor Lebensfreude sprühenden, geselligen Swingtänze aktueller denn je. Ob im Paar oder alleine kann man in trickreichen Figuren und improvisierten Variationen seine Kreativität ausleben. It’s Jazz!
Lindy Hop
Der wohl bekanteste und verbreitetste Swing-Tanz ist der Lindy Hop, der in den 30ern beliebt wurde und in den 80ern ein Rivival erlebte. Der Paartanz zeichnet sich durch energiereiche, große Bewegungen aus und – am wichtigsten – den Bounce. Das Paar steht nie wirklich still, in den Knien ist die ganze Zeit eine federnde, lockere Grundbewegung.
Die Verwandschaft mit Charleston, Rock’n’Roll und Boogie gibt durch verschiedenste Figuren viel Spielraum, sich auszudrücken. Einfache Grundfiguren ermöglichen es Anfängern schnell einzusteigen.
Lindy Hop tanzt man zu 130-160 Bpm (Beats per minute – beschreibt das Tempo der Musik).
Balboa
Als die Swing-Ballrooms Ende der 30er komplett etabliert waren, wurden die Tanzflächen mit auschweifend tanzenden Lindy Hoppern schnell zu voll. So wurde der Balboa geschaffen – Aufrecht stehend und eng tanzend ist er in jedem noch so vollen Saal oder auch im eigenen kleinen Wohnzimmer möglich.
Balboa wird zu schneller Swing-Musik getanzt und wird auch der „Tanz für die Tänzer“ genannt – er kann nach außen unspektakulär wirken, für die Tanzenden passiert jedoch ganz viel über die feine körperliche Kommunikation mit dem Gegenüber. Jede Nuance und feine Bewegung seines Partners spürt man und beantwortet sie wiederum mit Bewegungen.
Unterschieden wird zwischen dem eng bleibenden Pure Bal mit flinker Fußarbeit und dem eindrucksvollen, drehenden Swing Bal. Meist wird beides beim Tanzen gemischt.
Balboa tanzt man zu 140-220 Bpm – also recht schnell.
Eine (wenig verbreitete) Variation ist der Slow Bal im halben Tempo.
Solo Jazz
Kein Partner, kein Problem – Solo Jazz tanzt man alleine. Im Gegensatz zu den Paartänzen gibt es hier keinen Grundschritt, es werden verschiedenste Figuren aneinander gereiht, ob in einem Kurs auswendig gelernt oder frei improvisiert. Je größer das eigene Repertoire ist, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich. Die berühmtesten Schrittfolgen nennt man „Routinen“ , die immer zu einem bestimmten Song getanzt werden. Wenn „T’aint What You Do“ von Jimmy Lunceford gespielt wird, strömen alle auf die Tanzfläche. Dazu wird nämlich die wohl verbreitetste Routine, der Shim Sham, getanzt. Die meisten Swing-Tänzer haben ihn irgendwann gelernt.
Der Spaß am Solo Jazz besteht daraus, sich vollkommen selbstständig zu bewegen und auszudrücken. Jeder tanzt ein bisschen unterschiedlich – finde deinen Stil heraus.
Solo Jazz kann man zu fast jedem Tempo tanzen. Je nachdem ist es halt ein flotter oder entspannter Tanz.
Video: Wir tanzen den Shim Sham quer durch Halle!